Artemisia annua, der bezaubernde einjährige Beifuß, fand bereits vor über 2000 Jahren in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) Anwendung und wurde erfolgreich gegen Malaria, Fieber sowie bei Verdauungsstörungen, Hämorrhoiden, Infektionen und Hautproblemen eingesetzt. Heutzutage untermauern über 500 wissenschaftliche Studien ihre bemerkenswerte Heilkraft, die 2015 mit der Verleihung des Medizin-Nobelpreises für die Entdeckung des Artemisinins, einem der effektivsten modernen Anti-Malaria-Mittel, gewürdigt wurde.
Was steckt in dieser Pflanze?
Die Blätter dieser Pflanze bergen einen wahren Schatz an Inhaltsstoffen, der nicht nur aus ernährungsphysiologischer Sicht beeindruckend ist.
Mineralstoffe:
In den letzten 50 Jahren ist der Mineralstoffgehalt in unseren Nutzpflanzen um etwa 60% gesunken. Artemisia annua hingegen enthält eine Fülle wichtiger Mineralstoffe in hoher Konzentration, darunter Kalium, Kalzium, Phosphor, Schwefel und das Spurenelement Bor.
- Kalium entspannt den Herzmuskel und ist als Gegenspieler zu Natrium entscheidend für das Säure-Basen-Gleichgewicht. Zudem ist es an der Herstellung körpereigener Eiweiße und der Verstoffwechselung von Kohlenhydraten beteiligt.
- Kalzium stärkt Knochen und Zähne und wird in pflanzlicher Form effizienter verstoffwechselt als tierisches Kalzium, da keine Säuren wie Purine entstehen.
- Phosphor ist essentiell für den Energiestoffwechsel der Zelle und trägt, ähnlich wie Kalzium, zu gesunden Knochen und Zähnen bei.
- Schwefelverbindungen bekämpfen freie Radikale, stärken das Immunsystem, regulieren den Blutzuckerspiegel und fördern die Entgiftung des Körpers.
- Bor stärkt die Funktion der Schilddrüse, unterstützt die Vitamin D-Synthese und hilft bei Arthritis. Bei ausreichender Versorgung sinkt das Risiko für Prostatakrebs um etwa 65%. Weitere gefundene Spurenelemente sind Zink, Selen und Mangan.
Aminosäuren:
Es ist wichtig, alle 20 Aminosäuren bei einer Mahlzeit aufzunehmen, damit der Körper sie optimal verarbeiten kann. Hier brilliert Artemisia erneut durch ein vollständiges und ausgewogenes Aminosäureprofil.
Vitamine:
Mit einem erfreulich hohen Vitamin E-Gehalt von 22,6 mg/kg schützt Artemisia Herz und Gehirn, fördert ein starkes Immunsystem, Fruchtbarkeit und gesunde Blutbildung.
Bitterstoffe:
Verwandt mit Wermut, präsentiert sich Artemisia annua mit weniger Bitterkeit. Diese Bitterstoffe sind von unschätzbarem Wert für unseren Stoffwechsel, fördern einen gesunden Appetit sowie die Produktion von Magen- und Gallensaft. Zudem wirken sie entgiftend, entzündungshemmend und krampflösend. In der TCM spielen Bitterstoffe eine entscheidende Rolle, indem sie den Körper entschleimen, die Funktion der Drüsen stärken und Leber sowie Nieren entlasten.
Antioxidanzien:
Laut “Artemisia annua – Pharmacology and Biotechnology” zählt diese Pflanze weltweit zu den Top 4 bezüglich ihres antioxidativen Potenzials. Der ORAC-Wert von Artemisia annua ist mit 72820 spektakulär. Dieser Wert gibt das antioxidative Potenzial an und damit die Fähigkeit, aggressive Sauerstoffverbindungen (freie Radikale) zu neutralisieren. Verglichen mit unserem heimischen Antioxidanzien-Star, der Blaubeere (ORAC-Wert von 2300), kann Artemisia ohne Übertreibung als “Feuerlöscher für freie Radikale” bezeichnet werden.
Verantwortlich für dieses außergewöhnlich hohe antioxidative Potenzial sind Radikalfänger wie Vitamin E, Selen und Zink sowie eine Vielzahl verschiedener sekundärer Pflanzenstoffe: Polyphenole (Flavonoide, z.B. Quercetin), Phytosterole, Kumarine und diverse flüchtige Öle (Mono- und Sesquiterpene, z.B. Artemisinin, Kampfer oder Cineol). Viele dieser Substanzen sind für ihre antioxidative Wirkung sowie ihre antientzündlichen und antimikrobiellen Effekte bekannt.
Die Heilwirkungen: tiefgreifend und vielfältig
Es verwundert nicht, dass schon die alten Chinesen diese Pflanze als Allzweckmittel nutzten und sie gegen zahlreiche Erkrankungen sowie prophylaktisch zur Stärkung des Immunsystems einsetzten. Auch heute finden sich Anwendungsbereiche, vor allem bei Infektionen aller Art, Verdauungsbeschwerden, Hautproblemen von Akne bis hin zu offenen Wunden sowie entzündlichen Geschehen.
Effektiv gegen Mikroorganismen
Bemerkenswert ist die breite Wirkung gegen verschiedenste Erreger. Die antibakterielle Eigenschaft ätherischer Öle wurde sowohl für gram-positive als auch für gramnegative Bakterien bestätigt. Die fungiziden Effekte wurden besonders bei Pilzen wie Candida albicans sowie bei Fuß- und Nagelpilz nachgewiesen. Artemisia zeigt ebenso Wirkung gegen zahlreiche Viren, wobei Derivate sich bei Hepatitis B und C, allen Herpes-Viren sowie dem Epstein-Barr-Virus als effektiv erwiesen haben.
Artemisia annua bekämpft nicht zuletzt Parasiten wie Einzeller und Würmer. Die Weltgesundheitsorganisation WHO zählt Parasiten zu den sechs schädlichsten Erregern überhaupt, die nicht nur in Entwicklungsländern, sondern weltweit ein Problem darstellen. Besonders bekannt wurde die Pflanze durch das enthaltene Artemisinin, das erfolgreich gegen die Malaria auslösenden Plasmodien eingesetzt werden konnte. Artemisia kann auch bei Borreliose unterstützend wirken, einer Krankheit, die in Deutschland allein auf 1,2 Millionen Neuerkrankungen jährlich geschätzt wird.
Borreliose ist eine durch Bakterien der Gattung Borrelia verursachte Infektionskrankheit. Die bekannteste Spezies ist Borrelia burgdorferi, die von Zecken auf den Menschen übertragen wird. Die Übertragung erfolgt durch den Stich infizierter Zecken, insbesondere von Zecken der Gattung Ixodes, die in bestimmten Regionen weltweit vorkommen.
Es gibt verschiedene Arten von Borreliose, darunter die Lyme-Borreliose, die am häufigsten vorkommt. Zu den Symptomen gehören Fieber, Kopfschmerzen, Müdigkeit und oft eine charakteristische Hautveränderung, die als “Erythema migrans” bekannt ist. Wenn die Borreliose nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird, können schwerwiegendere Komplikationen auftreten, die das Nervensystem, die Gelenke, das Herz und andere Organe betreffen können.
Die Diagnose von Borreliose kann aufgrund ihrer vielfältigen Symptome und des oft unspezifischen Krankheitsverlaufs herausfordernd sein. Die Behandlung erfolgt in der Regel mit Antibiotika, insbesondere Doxycyclin, Amoxicillin oder Ceftriaxon, und ist umso effektiver, je früher die Erkrankung erkannt wird.
Borreliose ist eine ernstzunehmende Krankheit, und Menschen, die in Gebieten leben oder sich aufhalten, in denen Zecken vorkommen, sollten sich bewusst sein und Maßnahmen ergreifen, um Zeckenstiche zu vermeiden. Dazu gehören das Tragen von langärmliger Kleidung, das Verwenden von Insektenschutzmitteln und das regelmäßige Überprüfen des Körpers auf Zecken nach Aufenthalten im Freien.